Das Hinterrad rutscht. Der Gepäckträger knarrt. Mit allergrösster Anstrengung schiebt Kritiker 2 das Fahrrad nach oben. Seine Schuhe gleiten den rutschigen, schlammigen Hang bergab. „Brems!“, schreit er Kritikerin 1 zu, die vorne am Lenker versucht, das Fahrrad hochzuschieben. Sie packt zu. Doch es hilft nichts. Das schwere Fahrrad rutscht trotz der angezogenen Bremsen den steilen Hang hinunter. Kritiker 2 schreit auf.

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Keuchend fahren die Kritiker einen steilen Hang in einem ruhigen Dorf hinauf. Die Fahrräder ächzen. Endlich ist die Steigung nach 10 min geschafft. Über den Kritikern dröhnen bereits die ersten Flugzeuge hinweg.

„Der Flughafen ist also schon in Hörweite!“, bemerkt Kritiker 2. Kritikerin 1 stimmt ihm zu. Die Kritiker wollen heute nämlich planespotten gehen. Dafür sind sie um 9 Uhr von zuhause losgefahren. Nun ist bereits 10:30 Uhr.

„Bald kommen wir an! Nur noch 3 km ausstehend!“, freut sich Kritikerin 1. Bald kommen die Kritiker auf eine grosse, breite Strasse, auf der keine Autos fahren. Dafür jede Menge Fahrräder und Rollschuhfahrer. Daneben befindet sich gerade die Piste 14/32, auf der im Minutentakt Flugzeuge landen.

Plötzlich sehen die Kritiker Entsetzliches: Eine Gruppe Fahrradfahrer und Rollschuhfahrer versperren die ganze Strasse. Die Kritiker klingeln und hupen wie verrückt, doch niemand weicht zur Seite. „Unerhört!“, findet Kritiker 2, als die Kritiker sich geradewegs durchgezwängt haben.

Leider versperren den Kritikern die Büsche noch die Sicht. „Da vorne ist der erste Spotterpunkt! Wir sind fast da!“, ruft Kritikerin 1. Kritiker 2 sagt: „Ich freue mich sehr, besonders auf die tolle Sicht.“ Langsam biegen die Kritiker also auf einen Feldweg ein, der sie geradewegs zu einem grossen Parkplatz führt.

Etwas weiter hinten befindet sich ein kleines Plätzchen, auf dem zwei Bänke stehen. Glücklicherweise sind sie gerade frei. Die Kritiker setzen sich hin und wechseln den Helm gegen eine Schirmmütze. Sofort zückt Kritikerin 1 den Feldstecher.

„Schau mal da durch!“, sagt sie zu Kritiker 2. Der schnappt sich das Fernglas und schaut zu den bereits anfliegenden Maschinen, die schon in einer langen Reihe auf ihre Landeerlaubnis warten. Er sagt: „Das ist ja toll, da fliegen die Maschinen zu viert hintereinander!“ Kritikerin 1 fragt: Darf ich mal den Feldstecher haben?“

Kritiker 2 bejaht und gibt den Feldstecher weiter, als ein grosses Flugzeug mit 4 Triebwerken gerade zur Landung aufsetzt. Eine grosse Rauchwolke entsteht. Hinter den Kritikern bahnen sich immer mehr Menschen den Weg zum Spotterpunkt.

Neben einer Tafel, die besagt, dass man im Naturschutzgebiet rund um den Flughafen nicht die Wege verlassen soll, hat sich ein kleiner Trampelpfad abseits des Weges gebildet, auf dem Mountainbiker, Fussgänger und begeisterte Fotografen verweilen, um den imposanten Landungen zuzusehen.

Nachdem die Kritiker bis um ca. 12:15 den Landungen in der prallen Sonne zugesehen haben, bekommen sie genug und finden, es sei Zeit für eine Essenspause. Also ziehen sich die Kritiker zurück und versuchen erfolglos einen Weg in den angrenzenden Wald zu finden.

Also steigen sie ab und schieben das Fahrrad über einen hügeligen Strassengraben. Dahinter steigen sie wieder auf und fahren durch tiefe und grosse Pfützen, die den gesamten Weg bedecken.

Dann halten sie an und packen den Essensbehälter aus. „Oh, sehr lecker sieht es aus“, kommentiert Kritiker 2. Sofort holt er das Besteck hervor und fängt an zu essen. Kritikerin 1 mischt sich währenddessen einen Bike-Magerquark mit viel Honig.

„Wo wollen wir als nächstes hingehen? Es wurde ja überraschend heiss. Zum Glück hast du kurze Hosen an. Sonst wärst du schon geschmolzen!“, lacht Kritikerin 1. Kritiker 2 lacht lautstark mit und meint: „Wir können mal zu einem weiteren Spotterpunkt gehen, zum Beispiel dort.“ Er zeigt mit dem Finger in diese Richtung.

„Gute Idee“, meint Kritikerin 1, „ich schaue  mal auf der Website des Flughafens nach dem geeigneten Punkt. Ah, ja, hier haben wir ihn ja schon. Spotterpunkt 1. Starts auf Piste 16/34, Landungen auf Piste 14/32, da können wir hinfahren.  Kannst du mir nach dem Essen die Route in der Fahrradroutenapp eingeben?“

„Aber klar.“, erwidert Kritiker 2 mit vollem Mund. Nachdem die Kritiker ausgiebig gegessen und getrunken haben, was das Wichtigste auf solchen Fahrradtouren ist, fahren sie nach dem Einstellen der Route über den Waldweg zurück zu einer grossen Strasse, die von den Kritikern überquert wird. Dann fahren sie diese Strasse auf einem abgetrennten Fahrradweg hinunter. Plötzlich halten sie an.

Eine Gruppe Menschen steht am Zaun auf der anderen Strassenseite. Sie schauen alle gebannt nach rechts zu den Kritikern. Dort befindet sich ein Flugzeug im Landeanflug, das nur wenige Meter über den Köpfen der Kritiker hinwegfliegt. „Hier ist ein toller Ort!“, ruft Kritiker 2 Kritikerin 1 zu. Sie nickt und wendet den Kopf wieder nach rechts, um die Landung eines weiteren Flugzeuges zu beobachten.

Nach dessen Landung fahren die Kritiker weiter zum Spotterpunkt 1. Der Weg führte unter anderem durch ein angrenzendes Dorf und an einem grossen Parkplatz für Spotter besetzt von unzähligen Autos und deren Besitzern. Beim Punkt angekommen finden sich fast keine Personen, nur ein paar Leute sitzen auf einer Bank und diskutieren.

„So haben wir uns das aber nicht erhofft! Durch diesen Zaun sieht man ja gar nicht durch!“, meint Kritikerin 1. Tatsächlich ist durch den Sicherheitszaun nicht viel zu sehen. Kritiker 2 antwortet: „Ja, stimmt, das ist wirklich schlecht. Lass uns doch wo anders hingehen.“ Daraufhin zückt Kritikerin 1 das Handy und schaut wieder auf der Website des Flughafens nach einem anderen Punkt.

„Schau mal hier, der Spotterpunkt 6 klingt ideal!“, ruft Kritikerin 1. Sie ist auch schon langsam müde. Kritiker 2 stellt auf Anfrage von ihr die Route im Navigationsgerät ein. „Dann fahren wir mal los“, sagt Kritiker 2. Also kehren die Kritiker um und rollen den Berg hinab. Unten angekommen, fahren sie wieder durch ein malerisches Dorf wie am Anfang ihrer Reise. Dann biegen sie auf einen Feldweg ein, der direkt am Flughafengelände vorbeiführt.

Ständig können die Kritiker Starts von Piste 10/28 bestaunen. Die Flugzeuge fliegen direkt über ihr Köpfe hinweg. So fahren die Kritiker 30 min lang. Anschliessend geht es links über eine Brücke. Dann noch einmal links und schon sind sie da. Auf einem Buskehrplatz stellen die Kritiker ihr Fahrrad ab und zücken den Feldstecher.

Hinter dem Zaun, durch den man übrigens besser sehen kann, ist eine Wiese. Dahinter sind Abstellplätze für Mulden. Auf der Wiese steht ganz ruhig und unbeeindruckt vom Fluglärm ein Graureiher, lauernd auf Beute. „Schau mal den an! Den stört es überhaupt nicht, dass da gerade 150 Tonnen über ihn hinwegfliegen!“, bemerkt Kritiker 2 über Graureiher.

Kritikerin 1 stimmt ihm zu und fügt hinzu: „Schau mal da, Canadian Airlines sind auch vertreten. Sie wollen starten.“ Sie reicht Kritiker 2 das Fernglas und dieser staunt dann, nachdem er gründlich den Flieger der Canadian Airlines studiert hat, über einen startenden Flieger der Swiss.

10 Minuten später stehen die Kritiker mit ihre Velos unter einer Brücke, 100 Meter vom Spotterpunkt 6 entfernt und besprechen, wo sie nun durchfahren sollen. Lieber die langweilige Route vom Anfang, oder doch die Mountainbike – Route, die vielleicht über umgestürzte Baumstämme führt.

Nach langem Überlegen entscheiden sich die Kritiker für die abenteuerliche Mountainbike – Route. Dann fährt Kritikerin 1 zum Entsetzen von Kritiker 2 einfach mit ihrem grossen, schweren Citybike los. Sofort tritt Kritiker 2 kräftig in die Pedale. Schliesslich schafft er es, sie einzuholen, als Kritikerin 1 sich entschuldigt und umdreht.

„Das Navi macht ein bisschen Probleme. Sonst ist aber alles gut. Wir sind gut auf Kurs!“, meint Kritikerin 1 zum aktuellen Stand. Kritiker 2 freut sich. Nach einer Stunde fahren und ein paar Zwischenfällen, bei denen die Kritiker umdrehen mussten, weil sie sich verfahren haben, kommen sie in einen Wald, in dem sie eine Trink- und Essenspause machen. Kritiker 2 hat schon wieder sehr stark Hunger.

Nach dem Essen fahren sie kurz durch ein Dorf und stossen anschliessend auf eine Strasse, die sich schier unendlich nach oben streckt. Mit allergrösster Mühe kämpfen sich die Kritiker nach oben. Dort fängt ein breiter Feldweg an, der an einem Bauernhof vorbeiführt und anschliessend in den Wald führt.

Kritiker 2 ruft: „Toll, das gefällt mir“, als er in den Feldweg einbiegt. Kritikerin 1 fährt in einen schmalen, verwurzelten, Weg hinein, der Kritiker 2 noch mehr Freude bereitet. Nach 200 Metern wird der Weg so schmal, dass die Kritiker aufgrund den hineinragenden Ästen fast nichts sehen.

„Sehr toll!“, findet auch Kritikerin 1. Anschliessend führt der Pfad wieder auf einen breiten Feldweg. Kritiker 2 ist schon enttäuscht, als Kritikerin 1 sagt: „Wir müssen da links runter!“ Dort befindet sich aber nur eine grosse, grüne Wiese, die einen steilen Hang bedeckt. Die Fahrräder quietschen, als die Kritiker lachend den holprigen „Weg“ hinunterfahren.

Unten angekommen, überqueren die Kritiker einen breiten Feldweg und fahren geradeaus in einen schmalen Waldweg hinein. Kritiker 2 fährt hinter Kritikerin 1 durch Schlammlöcher, über dicke Wurzeln und durch enge Gebüsche. dann gabelt sich der Weg. Links führt der Weg steil bergab durch ein kleines Tal, um dann auf der anderen Seite wieder hochzuführen.

Geradeaus erstreckt sich der Weg einfach so wie vorher über Wurzeln, Schlammseen und andere Hindernisse. Kritikerin 1 schaut kurz auf das Navi. „Wir müssen da links runter! Cool!“, ruft sie anschliessend. „Da schiebe ich das Fahrrad lieber, das sieht sehr rutschig aus!“, meint Kritiker 2. Kritikerin 1 sagt: „Nein, nein, das schaffst du schon!“

Nach 5 Minuten und einem Schrei von Kritiker 2 schieben die Kritiker die Fahrräder doch nach unten. Dort angekommen, führt der Weg links um einen dicken Baumstumpf herum. Links vom Weg fliesst ein kalter, kleiner Fluss. Mit Vorsicht schieben die Kritiker ihre Drahtesel über einen umgekippten Baum.

Dann steigen sie wieder auf und fahren über eine kleine, schmale Holzbrücke. Da bemerkt Kritikerin 1 ihren Irrtum und dreht um. „Wir müssen dort hinauf!“, ruft sie und zeigt dorthin: Ein extrem steiler, schlammiger Hang. Er ist ungefähr 1.5 Meter hoch. Kritiker 2 steigt ab und schiebt sein Fahrrad über die Brücke. Dann legt er seinen Drahtesel auf den Boden und hilft Kritikerin 1, ihr schweres, grosses Fahrrad den Hang hinaufzustossen.

Das Hinterrad rutscht. Der Gepäckträger knarrt. Mit allergrösster Anstrengung schiebt Kritiker 2 das Fahrrad nach oben. Seine Schuhe gleiten den rutschigen, schlammigen Hang bergab. „Brems!“, schreit er Kritikerin 1 zu, die vorne am Lenker versucht, das Fahrrad hochzuschieben. Sie packt zu. Doch es hilft nichts. Das schwere Fahrrad rutscht trotz der angezogenen Bremsen den steilen Hang hinunter. Kritiker 2 schreit auf.

„Neustart!“, ruft Kritikerin 1. Kritiker 2 nickt. Sie nehmen nochmals Anlauf. Da – es klappt! Kritikerin 1 schiebt ihr Fahrrad auf eine kleine Plattform. Dann kommt Kritiker 2 nach. Es geht anschliessend links wieder durch dichtes Gebüsch wieder hinunter. Mit gegenseitiger Hilfe kommen beide wieder heil hinab.

Dann geht der schmale Weg wieder weiter. Nach schier endloser Fahrt kommen die Kritiker, nachdem sie einen Bach durchquert haben, wieder in die Zivilisation. „Das kennen wir ja! Das ist ja ganz in der Nähe!“, ruft Kritiker 2. Kritikerin 1 meint: „Stimmt, es ist nicht mehr weit!“ Endlich können die Kritiker wieder auf Asphalt eine Strasse bergab rasen.

Nach 20 Minuten landen die Kritiker schliesslich im Nachbardorf. Anschliessend führt sie das Navi durch dieses Dorf schliesslich nach Hause. Dort sind die Kritiker erschöpft, aber glücklich, dass sie erfolgreich planespotten gegangen sind.

 

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